Gestern, am 12.07.2021, fand, wie in den letzten Monaten, der wöchentliche Querdenken-Aufmarsch in der Leipziger Innenstadt statt. Ab kurz vor 19 Uhr versammelten sich die Querdenker*innen auf dem Richard-Wagner-Platz und hielten dort ihre Auftaktkundgebung ab. Anmelder war der bekannte ehemalige NPD-Funktionär, Volker Beiser. Die Anfangs 30 Teilnehmer*innen wuchsen schnell auf circa 60 an. Somit stieg die Zahl der Querdenker*innen im Vergleich zu den letzten Wochen wieder etwas. Dies ist vermutlich den erfolglosen Gegenprotesten der letzten Wochen geschuldet. Der gestrige Gegenprotest war allerdings zahlenmäßig weit überlegen. Über hundert Antifaschist*innen nahmen an den Blockaden teil.
Unter den Teilnehmer*innen von Querdenken waren erneut der rechte Youtuber ,,WeichreiteTV“, Lily (vermutlich Der III. Weg), sowie der chemnitzer Neonazi und Streamer, Michael Wittwer. Auch ein uns namentlich nicht bekannter rechter Streamer war vor Ort. Dieser ist uns allerdings schon am 19.06.2021 bei Querdenken aufgefallen. Zudem war noch eine weitere rechte Person anwesend, welche Porträtaufnahmen von Gegendemonstrant*innen und Journalist*innen anfertigte.
Als Ordner agierten diesen Montag der Angreifer, der letzte Woche Antifaschist*innen im Rewe in der Hainstraße angriff, sowie eine weitere Person in Yakuza-Kleidung. Auch anwesend war ein Neonazi im Landser-T-Shirt, mit ,,Ruhm und Ehre der Wehrmacht“-Aufdruck.
Als Redner war diesmal Edwin Wagensveld vor Ort. Dieser gehört der Pegida-Bewegung in Holland an. Bevor dieser aber das Mikrofon beanspruchen konnte, führte Volker Beiser wieder lange Monologe. In seiner Rede zog er über die Klimaaktivist*innen her, welche den Flughafen Halle/Leipzig besetzten, und ,,sprach“ sich gegen ein Militärdrehkreuz aus. Nach dem er über die Aktivist*innen her zog, waren seine nächsten Ziele die Grünen und die Linkspartei. Beide bezeichnete er als Nazis und beleidigte diese noch weiter. Als letzten Punkt seiner Rede behauptete er, dass das Corona-Virus erfunden wurde, mit dem Ziel ,,uns“ (wer das genau ist, ist uns aktuell nicht bekannt) zu versklaven. Hierbei handelt es sich um eine Verschwörungstheorie. Nach Volker Beiser redete ein Karl Hummel(?). Dessen Rede war akustisch allerdings nicht zu verstehen. Nach diesem Redebeitrag war der angekündigte Gastredner dran.
Die Rede des Gastredner Edwin Wagensveld bestand fast ausschließlich aus Rassismus.
Während der Reden ging ein Polizist auf die Begleitung von Michael Wittwer zu und erzählte dieser, dass eine unbeteiligte Person am Rand angeblich Aufnahmen von ihm gemacht hätte. Dies nahm der Neonazi immer wieder zum Anlass, Portraitaufnahmen von dieser Person anzufertigen und dieser stellenweise nachzustellen. Hiermit gefährdeten die Cops gezielt und willentlich unbeteiligte Menschen und setzen diese der Gewalt organisierter Neonazis aus. Die Auftaktkundgebung wurde durchgehend durch lauten antifaschistischen Protest begleitet.
Um kurz vor 20 Uhr setzte sich Querdenken in Bewegung. Anders, als die letzten Wochen, liefen sie diesmal die Richard-Wagner-Straße zwischen Goerdelerring und Höfe am Brühl lang. Hier bildete sich nach ungefähr 4 Minuten die erste erfolgreiche Sitzblockade. Eine Gruppe Antifaschist*innen blockierten mit ca. 25-30 Leuten die Richard-Wagner-Straße. Kurz darauf bildete sich hinter Querdenken zusätzlich eine kleinere Sitzblockade. Dadurch war Querdenken zwischen 2 Sitzblockaden, Höfe am Brühl und der Eiben-Hecke kurzzeitig gekesselt. Nach 20 Minuten des Stillstands drehte der Querdenken-Aufmarsch um, passierte die kleine Sitzblockade und lief am Höfe am Brühl zur Straße Brühl durch.
Auf der Straße Brühl kam es zu einem ersten Zwischenfall. Dem rechten Youtuber ,,Weichreite TV“ fiel sein Handy runter. Dies nahm er zum Anlass eine Person des Gegenprotestes anzugreifen. Er stürzte sich auf die Person, schlug und schubste diese. Zudem hielt er den*die Gegendemonstrant*in fest und rief laut nach der Polizei.
Aber nicht nur ,,Weichreite TV“ machte Jagd auf Antifaschist*innen. Auch der Nazi, der letzte Woche am Rewe in der Hainstraße Antifaschist*innen angriff, wurde gegenüber anderen gewaltig. Zusammen mit dem Ordner in Yakuza-Kleidung griff er Antifaschist*innen an. Die Polizei ging den Wunsch des Faschisten ,,Weichreite TV“ nach und nahm die*den Antifaschist*in unter Anwendung von Polizeigewalt fest. Die Person wurde erst zu Boden gestoßen und dann unter Gewalt weggeführt. Hierbei zeigte sich wieder deutlich, auf wessen Seite der Staat steht. Er steht immer und ohne Ausnahme auf der Seite von Faschist*innen.
Nach dem brutalen Angriff auf die Gegendemo, zog Querdenken die Reichsstraße runter bis zur Ecke Salzgäßchen. Während Querdenken in Ruhe laufen konnte, wurden in den Seitenstraßen Antifaschist*innen von Cops gejagt. Vor dem Steigenberger Grandhotel standen die Faschist*innen der Bürgerbewegung Leipzig für ein paar Minuten, bevor sie über das Salzgäßchen auf dem Markt liefen. Auf dem Marktplatz selber gab es mehrere Blockadeversuche, diese wurden allerdings durch das rapide und gewalttätige Verhalten der Cops nach wenigen Sekunden verhindert. Ein Cop, der rennenden Antifaschist*innen das Bein stellte und damit schwere Verletzungen dieser riskierte, küsste als Konsequenz das Kopfsteinpflaster. Querdenken schlug nun in die Thomasgasse ein und wollte die Thomaskirche passieren. Vor Ort stellte sich ihnen aber eine große Gruppe von ungefähr 100 Antifaschist*innen in den Weg. Somit waren der Thomaskirchhof und die Seitenstraßen blockiert. Dies missfiel Querdenken offensichtlich sehr.
Nachdem Querdenken an der Blockade vorbei kam, liefen sie über den Kleinen Weg zumDittrichring und wollten durch die Große Fleischergasse Richtung Richard-Wagner-Platz. Auf Höhe des Restaurants ,,Schnitzel-Culture“ kam es aber zu einer erneuten Blockade. Querdenken umlief diese, indem sie vor der Blockade hinter der Grünanlage in den Dittrichring abbogen. An der Ecke Dittrichring/ Mathäikirchhof versuchten einzelne Antifaschist*innen eine Blockade. Die Polizei ging gewalttätig gegen diese vor. Besonders abgesehen hatten sie es auf drei Minderjährige. Die drei minderjährigen Demonstrant*innen wurden brutal geschlagen und geschubst. Die Cops prügelten Querdenken erneut den Weg frei.
Der Aufmarsch rund um Volker Beiser bog nun in die Richard-Wagner-Straße ein. Aber auch hier bildete sich erneut eine große Sitzblockade. Diese nahm sowohl die Richard-Wagner-Straße als auch die komplette Fahrbahn des Georgiring ein. Nun gab es für Querdenken kein durchkommen mehr. Die Polizei reagierte sofort mit einem überzogenen Polizeiaufgebot am Ort der Blockade. Aufgrund der enormen Polizeipräzens löste sich nach einer Weile die Sitzblockade auf. Diese Gelegenheit nutze der Anmelder, Volker Beiser, um seine Versammlung aufzulösen, damit die Teilnehmer*innen einzeln zu ihren Autos flüchten konnten. Die Antifaschist*innen zogen noch bis zum Richard-Wagner-Platz weiter. Auf dem Weg dorthin, und auf dem Platz selber, kam es immer wieder zu Gerenne zwischen Antifaschist*innen und Cops.
Laut Aussage eines Cops auf dem Richard-Wagner-Platz mussten die Cops an dem Tag keine Maske tragen, da diese auf einem öffentlichen Platz sind. Als daraufhin entgegnet wurde, das dieser sich aber im Dienst befinde, verneinte er dies. Nach und nach löste sich der Gegenprotest auf.